die Mär vom faulen Greyhound


Ein toller Text über die vermeintlichen "Couch Potatoes"

"Körperlich inaktive und geistig nicht ausgelastete Greys werden faul – oft aus schierer Langeweile"

Aber lest selber:

 

"Ich kann mich noch daran erinnern, als ich das erste mal eine Greyhound-Zuchtanlage besuchte,
ein relativ kleines Establishment, aber gut geplant und ausgeführt. Dort müssen so an die 100
Greyhounds gewesen sein in allen Alterstufen. Was mir auffiel war der Grad der Aktivität als wir
so entlang gingen von Kennel zu Kennel und Gang für Gang."


Wir wurden sofort das Zentrum der Aufmerksamkeit für Puppies, Junghunde und Zuchthündinnen.
Deren Energie und Enthusiasmus war unbändig.
Wir traten zurück und begannen, die Grünschnäbel zu beobachten, wie sie die Gänge auf und ab
rannten. Mit ihrer Begeisterung steckten sie jeweils die benachbarten Gruppen an und bald rannten
alle Youngsters aufgeregt in ihren Gängen auf und ab. Sie wetteiferten miteinander und stoppten nur
ab und an um zu bellen und sich gegenseitig ihre Überlegenheit zu beweisen. Sogar die Zucht-
hündinnen stiegen mit ein. Es erinnerte mich an ach so sadistische (American) Football-Trainer die
ihre Schützlinge bei Verfehlungen zu endlosen Langstreckenrennen zwingen. Um ihnen damit zu
helfen, besser zu werden – oder aufzuhören…

Als ich nun Greyhound-Trainer wurde, lernte ich die Wichtigkeit und Techniken die Hunde in ihrer Spitzenposition zu halten. Was oft ein sehr delikates Vorhaben ist in einer Sportart in der Nanosekunden über „Nationalteam“ oder „AufdieCouchdamit“ entscheiden.

Grundsätzlich gibt es zwei Ansätze von Schulen, deren Hunde in Rotation alle 5, 6 oder 7 Tage In einem Rennen starten oder so um den Dreh.
Die erste Einstellung ist der Meinung, hat ein Grey erst mal seine Spitzenleistung erreicht, er zwischen den Einsätzen nur noch wenig bis gar kein Training mehr braucht, vor allem, wenn die Rotationen ihre Geschwindigkeit anziehen/häufiger werden. Es ist nicht ungewöhnlich, daß manche Renngreys jeden 4. oder 5. Tag laufen, je nachdem, wieviele Rennen ausgeschrieben sind und wie viele aktive Hunde zur Verfügung stehen.
Der zweite Ansatz vertritt die Meinung, daß die Hunde auch zwischen den Rennen bewegt werden müssen, je nach der Meinung des Trainiers, wie viel „noch geht“. Diese Hunde sollten jeden 3. oder 4. Tag bewegt werden. Das kann ein harter Galopp sein oder auch eher gemütlich, oder auch eine strenge ½-Meile oder Meile zwischen den Einsätzen oder sogar Schwimmen, je nach Wetter.
Der Trainer mag sogar entscheiden, den Hund beim Morgentraining per Hand in ein laufendendes Rennen einzusetzen hinter den Hasen so ca. 300 m vor dem Ziel, „front end“ genannt. Dies kann vor allem für diese Hunde nützlich sein, die bisher nicht von sich reden machen konnten und einfach eher dem Rudel hinterher liefen und somit nicht ihr ganzes Können zeigten. Wenn sie dann den Hasen vor sich haben, ohne Krach und Hindernisse, werden sie oft „tapferer“ und steigern ihr Selbstbewußtsein und Mut. Wenn der Trainer der Meinung ist, solch ein Hund braucht mehr „Zwischentraining“ wird er ihn aus der Aktiven-Liste nehmen für 2 – 3 Tage so daß er in der Rotation nach hinten fällt.

Nun ist keine dieser beiden Meinungen richtig oder falsch, ist doch jeder Rennhund ein Individuum, hat seine ganz eigene Gesetzmäßigkeit (Regeln). Was für „Kid“ funktioniert muß noch lange nicht für „Gig“ funktionieren und vice versa. Die buchstäbliche „Grau (=grey)zone“ ist nicht notwendigerweise den Greyhound in Topkondition zu halten jedoch zu erkennen, wann er diese erreicht hat und wie man den Hund dahin bringt.

Der Trainer erhält meist junge Hunde, frisch von der „Farm“ mit der Garantie vom Züchter oder Finisher (jemand, der antrainiert, den Hunden die Rennbahn vorstellt), sie wären fertig für´s Rennen. Dies mag oder mag nicht der Fall sein, je nach Können und Wissen der jeweils involvierten Personen und hängt auch davon ab, wie die Hunden den Umzug verkraften, werden sie ja zum Teil durch das halbe Land verschifft. Wie sie sich akklimatisieren in der neuen Umgebung, ihr Idealgewicht wieder erreichen und ausreichend trinken.
In den meisten Fällen ist es ganz gut, erst mal etwas vom Gas zu gehen, es langsam anzugehen. Den jungen Hunden tut es meist ganz gut, sich in Ruhe einfinden zu können, etwas zuzunehmen nach dem rigorosen Training beim Trainer oder Finisher.

Um eine verlässliche Basisfitness zu erreichen ist (Spazieren)Gehen unerläßlich. Ein flotter Marsch von ein oder 2 Meilen ist kein Problem für einen jungen lebendigen Grey oder seinen Trainer. Eine elektrische Tretmühle (Laufband) – vorne leicht erhöht um bergauflaufen zu simulieren – kann in dieser Zeit eine große Hilfe sein. Wie Menschen lernen auch Hunde erst zu gehen bevor sie laufen. Und so ganz am Anfang ist es das, was den Prozeß einleitet.

So ca. nach einer Woche mit dieser Routine wird tägliches freies Gallopieren mit hinzu genommen, täglich oder alle 2 Tage. Danach kann der Trainer entscheiden, wann er dem Hund die Rennbahn vorstellt und an den Hasen läßt, je nachdem wie der Hund sich gibt und reagiert.
Jetzt, in diesem Abschnitt des Trainings arbeitet man in Abstufungen. Es ist besser zu Gunsten der Vorsicht in kürzeren Schitten vorzugehen. 2 – 300 Meter vor dem Ziel handstarten und sich dann langsam bis zur Startbox vorarbeiten. Ein kompetenter Trainer kann sehen, wann seine Greys fit sind für das reguläre Training bzw. Hunde, die verletzt waren oder Ruhephasen hatten wieder zurück ins Training können und dann letztendlich zum richtigen Rennen.
Ein inkompetenter Trainer scheucht seine Hunde durch das Basistraining und muß dann dementsprechend länger auf Erfolge warten als wenn er sie mit Geduld auf das Rennbahnleben vorbereitet hätte.

Nun werden Sie sich fragen:
„Was hat das alles mit mir zu tun, dem ganz normalen Haustier-Greyhound-Halter und meinem Grey/ meinen Greys?“
Und meine Antwort wäre folgende:
Es hat alles zu tun mit der zukünftigen Gesundheit und dem Wohlbefinden Ihres Grey´s! Obwohl Greys genau wie alle anderen Caniden 12 – 16 Stunden des Tages verschlafen können ist die gängige Meinung, sie wären faul nicht richtig. Es gibt nur wenige Rassen, die ein aktiveres Leben leben oder denen körperlich mehr abverlangt wird während der Vorbereitung für und während ihrer Rennkarriere. Sie werden nicht plötzlich aus irgendwelchen widernatürlichen Gründen faul die niemand verstehen kann. Es wird ihnen jedoch oft erlaubt faul zu sein.

Körperlich inaktive und geistig nicht ausgelastete Greys werden faul – oft aus schierer Langeweile. Nun, solange der pensioniere Renngrey nicht weiter gefordert wird mit Coursing oder Amateurrennen oder jeglichen anderen körperlich anstrengenden Sport gibt es ja auch keinen Grund dafür in „Rennkonditon“ zu sein. Sie sollten dennoch nicht komplett „aus der Form gehen“, entweder viel zu dürr und trocken oder im Gegenteil zu fett und verhätschelt oder jedwede Kombination hiervon. Ein flotter Spaziergang ein- bis zweimal täglich ist gut für Hund und Halter und wie in ihrer Trainingszeit kann es in Abschnitten angehoben werden. Eine wilde Galoppjagd im Garten oder auf einem eingezäunten Platz oder etwas Hasenjagen spielen steigert nicht nur die körperliche Fitness ihres Hundes, sondern kann auch Wunder wirken für sein geistiges und seelisches Wohlbefinden.

Da gibt es so viel absoluten Schwachsinn über Greyhounds in den sozialen Medien, es macht das vernünftige Gehirn schlichtweg sprachlos.
Zuvorderst vielleicht – und sehr bedauerlich – inmitten der gepflegten Perlen des „Un-Wissens“ rund um den Renngrey ist die irrige Meinung dass alle diese Hunde ein miserables Leben führen während ihrer Zeit als Rennhund – die fixe Idee, dass all diese Hunde irgendwie verabscheuen, wofür sie akribisch genau gezüchtet wurden und was sie lieben zu tun und das sie jetzt beschützt und davon abgehalten werden müssen körperlich in solcher Weise aktiv zu werden was die vorangegangene Misere simuliert.
Nichts im bekannten Universum könnte ferner der Wahrheit sein. Wir reden hier von Lichtjahren entfernt!
Laufen, Rennen, Galoppieren, sich gegenseitig jagen ist das 1. Leben unserer Greys, nicht das zweite!
Der faule Greyhound?
Er oder sie ist viel öfter ein Fall von „nuture but nature“ ( Überpflege, nicht natürliche Gegebenheit)

Copyright 2017 von Dennis McKeon

Übersetzt von Claudia Prather fürs Greyhoundforum, Übersetzungsfreigabe des Originalautors liegt vor.

Bewerte diesen Beitrag:
0

Kommentare



  • Derzeit gibt es keine Kommentare. Schreibe den ersten Kommentar!